4:00 Der Wind hat völlig aufgehört. Große Dünungswellen rollen in die Bucht. Die Boote drehen sich quer, was beim Katamaran nur eine links rechts Bewegung auslöst. Aber bei Segelbooten, besonders Langkielern ein heftiges Bewegen versursacht, sodass man glaubt, sie fallen zur Seite um. Natürlich klappern auch Wanten, Seile und Niroteile wie bei einem Kinder Mobile. Dies ist besonders heftig bei unserem polnischen Nachbarschiff.
Ich nehme alles wahr, döse nur, schlafe aber nicht.
So geht es eine Weile bis wieder Wind beginnt, ich denke es war ca. eine Stunde. Dann richten sich die Boote wieder in Fahrtrichtung und das seitliche Schwanken hört auf.
Wir schlafen weiter.
10.00 Das übliche Zeremoniell am Morgen ist wieder Wetterbericht studieren. Wir wollten in den Osten weiter fahren, nach Porto Azzurro, wo wir aber dann bei Ostwind nicht so gut vor Anker liegen.
Wenn wir Richtung Festung, zur Hauptstadt blicken, müssen sich in der Nacht noch viele Boote hinein geflüchtet haben, denn dort ist alles voller Segelmasten. Ja wahrscheinlich wegen der Dünung.
Kurt schlägt vor, dass wir auch da rüber wechseln? In die Massen hinein, wo soviel Seegras auch wächst und der Anker schlecht hält?
Im Laufe des Tages kommt dann der Wind einmal von der einen Küste, dann von der anderen Seite.
Ich denke wir liegen hier richtig und gut und rühren uns nicht weg von unserem kleinen Unterwasser Sandfleck, den ich gestern beim Anker legen wieder angepeilt und auch getroffen habe.
Aber wir könnten mit dem Beiboot in die Stadt fahren. Haben ja ein großes Boot und einen starken Motor. Schlendern wir ein wenig durch die Hauptstadt. Wir können unseren Müll mitnehmen zur Entsorgung.
Wenn man aufs Meer sieht, ist der ganze Horizont voller kleiner, bunter Segelkinder in ihren winzigen Segelbooten. Weiße Segel, rot, leuchtgrün und leucht orange.
Ich finde es sehr gut und wichtig, wenn schon die Kleinen segeln lernen und in diesen winzigen Booten das Gefühl für Wind bekommen und die Angst vor dem Wasser verlieren.
Flo und Familie haben sich Sonntag auch aufs Wasser gewagt und ein Tretboot ausgeborgt. Der Kleine hat sich gefurchten und Timo hat nach kurzer Zeit gemeint, fahren wir zurück ist langweilig. Es hatte auch keine Rutsche und er wusste damit nichts anzufangen. Aber immerhin, erster Kontakt zum Wasser wurde hergestellt.
13.00 Wir düsen mit dem Beiboot eine ordentliche Strecke bis zum anderen Ufer, zum Hafen der Hauptstadt, wo die Beiboote anlegen dürfen.
Kurt hat wieder meinen Beiboot Rollator, wie er es nennt, montiert und ich kann während der gesamten Überfahrt – und er fährt sehr schnell – stehend fahren und mich am Bügel festkrallen.
Wir gehen immer Schatten suchend in die Stadt und immer wieder Stiegen nach oben.
Es ist wirklich heiß. Hier in den Gassen weht kein Lüftchen.
Heute wollen wir ganz hoch hinauf, zu den Gemächern Napoleons, zum Leuchtturm und zur Festung. Die meiste Zeit sind wir alleine in den Gassen, die Touristen bleiben in der Ebene.
Ganz oben haben wir eine herrliche Aussicht auf den Hafen und rüber zum Meer.
Wir bemerken dass schon Mistral weht und er die feuchten, tiefen Südwind Wolken aufgelöst hat. Jetzt haben wir kontrastreiche, klare Farben, wie immer bei Mistral. Der Dunst ist verschwunden.
In einem kleinen Park mit Blick zum Hafen entdecken wir ein nettes Lokal unter Platanen und hausgemachter Küche und nehmen Platz.
Es war eine gute Entscheidung und wir genießen das Essen und das kalte Mineralwasser. Zum Schluss entdeckt Kurt noch ein Tiramisu auf der Karte und kann nicht widerstehen.
Jetzt heißt es brav weiter marschieren, meint er nach dem Essen.
So hübsch sind die engen Gassen und bunten Häuser. Viele Blumen und Sträucher wachsen überall und zieren die kleinen Innenhöfe.
Das tun wir dann auch bis 17.00. Ich hab ja noch Pilates und sollte rechtzeitig am Schiff sein, um alles vorzubereiten.
Mit Vollgas geht es wieder zurück zum Schiff aber ach! Der Mistral weht jetzt in die Bucht hinein und große Wellen rollen ran. Das kann ja ein Spaß werden bei Pilates. Heute haben wir den Pilates Ball, mit dem ist es sowieso immer ein wenig wackeliger, wenn wir drauf herum kugeln. Das wird sicher lustig. Dann hören mich die Teilnehmer wieder kichern wenn ich vom Ball rolle, weil ich das Gleichgewicht nicht halten kann.
Aber Spaß muss sein!
20.00 Meine Stunde war wackelig aber ich war ja abgelenkt. Jetzt wo es mir auffällt, wie groß die Wellen sind, spüre ich ein bisschen meinen Magen. Das kann ja heiter werden heute Nacht. Ich werde es einmal mit Pfefferminz Tropfen versuchen.
Kurt meint wir schlafen am Hundeplatz. So heißt bei uns der Platz in der Mitte des Schiffes beim Tisch, denn dort bewegt es sich am wenigsten auf und ab.
Na ich bin ja gespannt, wie die Nacht wird. Der Wetter Bericht meint, der Wind dreht erst um 5.00!