Montag, 15.8.2022 – Mittwoch, 17.8.2022

Montag: Wir werden noch länger hier fest hängen, weil der Mistral Wind erst aufhören wird bis alle Störungsfelder vom Wetter verblasen sind. Somit werden wir so oft es geht an Land gehen und das Land erkunden.

Wir gehen brav knappe 2 Stunden Richtung Burg. Leider ist heute geschlossen wegen Feiertag. Wir gehen weiter die Küste entlang. Am Himmel braut es sich schon wieder zusammen. Gewitter gibt es in Perpignan, also nicht so weit weg.

Drehen wir lieber um, vielleicht braucht uns das Schiff.

Abends lässt der Wind nach, Gott sei Dank. die Gewitter haben sich verzogen und kamen nicht näher.

Ich hab solche Lust zu paddeln, trotz Abend Dämmerung und restlichen Wind und Wellen, aber sitzend geht immer. Stehen ist nicht möglich bei diesen Wellen.

Es ist jetzt die goldene Stunde und zaubert wunderschöne Farbtöne in rot und orange.

Immer mehr Schiffe kommen in die Bucht um hier zu ankern, ein Umzug ist an Land, eine Bühne wird aufgebaut. Ich glaube wir waren noch nie am Feiertag in Roses, was ich mich zurück erinnere. Lassen wir uns überraschen. Spanier feiern sehr gerne ihre Feste.

21.00 Life Musik beginnt, Evergreens und ist ok! Es werden immer mehr Boote, die ganze Bucht ist voll und von überall kommen sie herein. Kommen sie wegen der Musik? Der Wind hat zum Glück aufgehört.

23.00 Mit 3 lauten Knallern und viel Gehupe in der bucht wird ein wunderschönes halbstündiges Feuerwerk eingeleitet, wir in 1. Front. Sehr cool. So nah war ich noch nie einem Feuerwerk. Auf 2 Schwimm Pontons wir abwechselnd abgefeuert.

          

Dienstag: 9.00 Es ist noch ruhig, das Meer ist glatt. Aber leider kühlt die Wasser Temperatur täglich um mehr als 1 Grad ab, von 28 am Donnerstag, auf 23 heute. brrrr wirds schön langsam. Nix is mehr mit nackt baden wegen Erfrierungsgefahr. Das heißt aber nicht dass ich nicht meine runden drehe ums Boot, Rücken und Brust schwimmend. so lange es auszuhalten ist, mach ich es mit Flossen. Ist gut für die Bein Muskulatur.

12.00 Wir wollen zum Bäcker. Seine Produkte sind ein Traum!

13.00 wir haben schon wieder 30 Knoten, dieses mal kommt der Wind auf uns zu und 0,60 bis 0,90 Wellenhöhe. Jetzt einen anderen Ankerplatz suchen würde nichts bringen, denn um 2.00 nachts dreht der Wind auf Nordwest und dann stehen wir wieder perfekt hier. Wir bleiben solange bis es uns losreißt, dann müssen wir sowieso Anker raus ziehen und neu ankern.

Unsere Anker haben gehalten, aber es war ein sehr anstrengender Tag. Ich bin die ganze Zeit gestanden, während das Schiff auf den 1m Wellen geritten ist und hab aufgepasst. Ein riesiger, neuer Katamaran, erzeugt in Südafrika, ich denke ganz neu übernommen, hat versucht bei Sturm neben uns zu ankern. Viele, viele Versuche aber ohne Erfolg. Das war wahrscheinlich ihr 1. Anker Manöver und das noch dazu bei Sturm und Seegras.

Ich esse über den Tag verteilt nur ganz wenig, weil ich nicht weiß was mein Magen zu den hohen Auf- und Abbewegungen des Schiffes sagt.

19.00 Ich halte noch eine lustige, wackelige Pilates Stunde mit den Loops. Langsam wird der Wind erst schwächer und wir können noch in den Hafen am Abend und die Strand Promenade abgehen. bisschen Bewegung tut gut.

Mittwoch: Es ist bewölkt, Mistral weht seit 5.00 Früh. Ich halte eine Yogastunde ab. Der Wind kommt vom Land, damit bewegt sich das Schiff viel weniger als gestern in den schlimmen Wellen. Das möchte ich nicht mehr haben.

12.00 Neben uns legt ein kleines Segelboot an mit französischer Flagge. Kurt beobachtet wie alle zu viert mit dem kleinen Beiboot an Land fahren.

13.00 ich glaube das Segelboot neben uns hat losgerissen und treibt langsam nach hinten. Was sollen wir tun? Retten kann man da nichts.

Wir beobachten mit dem Fernglas, ob endlich die Besitzer wieder kommen. Bei Sturm bin ich nicht so lange von Bord oder schaue zumindest immer wieder raus, ob es dem Schiff gut geht.

15.00 Das Boot ist schon ganz klein und verschwindet am Horizont. Mittlerweile ist die Wassertiefe wahrscheinlich so tief, dass der Anker mit der viel zu kurzen Kette den Boden gar nicht mehr berührt. Darum treibt es auch so schnell nach hinten in die große Bucht hinein. Armes Boot! Wie wird sein Schicksal wohl enden?

Der Seenot Rettungskreuzer fährt aus zu dem Segelboot und schleppt es in den Hafen. Das wird teuer.

16.00 Das kleine Beiboot mit Skipper fährt auf uns zu und fragt, ob wir sein Schiff gesehen haben? Ein bisschen Sarkasmus muss sein. Ich muss ihm sagen, dass das Boot rausgefahren ist, weil es im Sturm nicht mehr solange alleine sein wollte.

Dann schicken wir den erstaunten, aber netten Seemann in den Hafen zur Seenot Kreuzer Stelle.

18.00 Mittlerweile liegt er wieder neben uns vor Anker. Ende gut, alles gut!

Wir wollen an Land, aber es ist noch zu viel Wind. Ich hab beim Bäcker am Vortag schwarzes Baguette bestellt. Das muss noch warten. Er hat ja noch eine Weile geöffnet.

18.30 Es ist stark bewölkt, die ganze Küste entlang, in den Bergen regnet es. Ich blicke nach vor und sehe, dass der Regen auch zu uns kommt. Schnell packen wir die Sessel, den Teppich, die Handtücher weg. Schon regnet es ganz stark. Dann geht es los.

Kurt schafft es noch die beiden Motoren zu starten und versucht in den Wind zu fahren, um unsere Anker zu entlasten.

Die Wind Geschwindigkeit steigt so schnell, dass ich nicht mit dem Denken nachkomme. Ich weiß noch dass Kurt die Wasserfesten Jacken wollte und eine Haube.

Ich weiß nun, dass wir in einem verheerenden Gewitter sind, oder dem Down fall eines Gewitters, der Rückseite. Die Hauben sind in Sekunden patsch nass.

Kurt hält sich an den Gaspedalen fest, ich umklammere die Pinne und Kurts Jacke und sicher auch eine Rücken Hautfalte. Wenn ich auslasse weht es mich ins kalte Meer.

Ich hab nur einen Gedanken, es soll doch bitte aufhören.

Mittlerweile sieht man nichts mehr rund ums Schiff, durch das aufgepeitschte Wasser und den vielen Regen. Plötzlich taucht ein großes Segelboot links hinter uns auf und rast voll auf unsere Breitseite zu. Ich schreie noch auf, er fährt uns rein und Kurt reißt den Retourgang rein und ganz knapp schießt das Segelboot vorbei. Er hat die Herrschaft über sein Schiff verloren und ist später an Land getrieben und am Sandstrand gestrandet.

Immer wieder taucht der kleine Leuchtturm auf vom Stein Schütt. Wir müssen mehr Abstand zu ihm kriegen, sonst sinken wir wenn uns der Sturm auf diesen Stein Schütt wirft.

Es hagelt riesige Hagelkörner, die sehr schmerzen am Körper und am Kopf, da wir ja nur eine kurze Hose tragen. Ich bringe neue trockene Hauben.

Immer wieder sieht man kurz ein vom Wind umgelegtes Segelboot. Alle Boote deren Anker nicht gehalten haben, versuchen irgend wie zu fahren.

Laut log muss es über eine halbe Stunde gedauert haben. Wir haben 65 Knoten erreicht, das sind 120km/h Sturmspitzen, das ist Orkanstärke laut Tabelle.

Sobald es ein bisschen nachlässt merken wir dass wir am ganzen Körper zittern, vor Angst, Aufregung und Kälte. Kurt trocknet das Schiff innen ein wenig, da wir die Türen nicht geschlossen haben. ich wickel mir alle Badetücher um, die ich finden kann. Mir ist so kalt.

Wir müssen noch ein bisschen durch halten und unsere Anker rauf holen und neu setzen.

Es regnet noch, aber kein Hagel mehr.

Ich versuche den Anker hochzuziehen, aber die letzten 5m bringe ich nicht hoch. Unser Anker hat als er zu rutschen begann einen riesigen, dicken Strick, ca. 2m lang eingesammelt, und er hat sich um den Anker gewickelt. Somit konnte er nicht mehr greifen. Vielleicht hätte er sogar gehalten oder wieder gegriffen, ohne den Strick.

Kurt schneidet ihn runter und wir gehen ungefähr wieder dort wo wir waren vor Anker, dieses Mal lassen wir fast die ganze Kette nach, knappe 60m.

Ich stürze zum Handy und rufe meine Kinder an und stammel dass wir noch leben. Es war mir so wichtig, sie anzurufen. Ich hätte gar nichts anderes machen können. Sie wissen zuerst nicht worum es geht.

Wir sind ziemlich fertig und zittrig. Im Wetter Bericht lesen wir dass es ein Tornado war und er ist am Weg nach Korsika, zusammen mit einer riesigen Gewitter Front und nimmt noch an Stärke zu.

So etwas möchte ich nie mehr erleben müssen und Todesangst haben müssen. Es ist ein Glück dass Kurt in solchen Situationen ganz klar und ruhig wird. Er meint, ich auch, aber ich glaube ich war nicht sehr ruhig.

Als es wieder klarer wird, sehen wir dass 3 Segelboote am Sandstrand gestrandet sind, 3 weitere kämpfen noch lange, sogar mit Tauchern, weil sie sich ineinander verhängt haben und ihre Anker in den Schwimmer Bojen hängen geblieben sind. Sonst wären sie auch gestrandet.

Wir und die 3 weiteren Katamarane schwimmen noch, obwohl die Lagoon an der Kaimauer scheuert.

Wir räumen auf und trocknen alles innen und gehen zeitig ins Bett. Meine Erdung ist nicht mehr da, ich atme nurmehr ganz flach in den Brustkorb aber schlafe zum glück schnell ein. Heute bekommt nicht meine ganze Familie zum Einschlafen Reiki geschickt, heute nur ich. In meinem Zustand sollte ich niemand Reiki schicken.

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